3×19 Geheime Kräfte | Brotherly Love


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    dayzd
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    An manchen Folgen einer Serie erkennt man das Wunderbare und Schöne nicht sofort – sondern erst, wenn man die Folge mehrmals gesehen hat und/oder darüber im Nachhinein reflektiert.

    So erging es mir bei dieser Folge. Während der Folge und auch kurz danach – hätte ich wahrscheinlich gesagt; eine ruhige Folge, nichts Außergewöhnliches – eine schwache Folge.

    Nun – da ich darüber nachdenke, erkenne ich welch detailverliebte, intelligente Folge das war.

    Sie hatte das allumfassende Thema Liebe in (ich will nicht sagen in allen) aber doch in vielen Schattierungen:

    „Fordernde“ Liebe:
    Brad fordert sein Recht zu lieben, wen er will, ohne dass sich jemand (in dem Fall die Firma) einmischt. Er fordert von Denise auf ihn zu lieben zu heiraten. Er fordert sein Recht auf seine Liebe ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist von sich seiner Liebe absolut überzeugt und kommt gar nicht auf den Gedanken, dass jemand diese Liebe ablehnen kann.
    Ein Hauptteil der Folge, die unter dem „Brad“ Syndrom leidet. Ich mag die Rolle und den Darsteller nicht. Und für mich kommt er -bis auf die kleine Szene wo er sagt „Ich will nicht mehr alleine sein“ sehr unsympathisch rüber.

    „Bekennende“ Liebe:
    Denise stellt sich ihren Gefühlen und obwohl ignoriert ihren Verstand, der ihr wohl sagt, dass das nicht gut gehen kann. Denise sehe ich gerne. Aber hier ist sie leider nur Stichwortgeberin für Brad.

    „Unsichere-ängstliche“ Liebe:
    Claire und Clarence sind ein Paar. Claire sieht Clarence mit einer anderen Frau. Obwohl augenscheinlich eine gelöste Stimmung mit der Frau zu sehen ist, sieht man keine Intimitäten. Trotzdem ist Claire verletzt und verstört. Diese toughe Frau blockt sofort an und trennt sich ohne Angaben von Gründen. Obwohl Clarence wirklich kein Womanizer ist, leidet Claire unter ihrer Angst Clarence zu verlieren.

    „sprachlose“ Liebe:
    Clarence hat das gleiche Problem. Er flüchtet sich aber in anderen Personen. Unfähig seine Gefühle Ausdruck zu geben.
    Ich persönlich finde zwischen den beiden Darstellern stimmt die Chemie nicht. Daher gefällt mir die Paarung nicht. Dabei haben beide mehr Aussagekraft als Brad.

    „Begehrende – wünschende“ Liebe:
    Die ganze Zeit über versucht Denny Raquel Welch erscheinen zu lassen. Warum gerade sie. Sie ist jetzt schon relativ alt und wird einiges an ihrem Sexappeal verloren haben. Aber für Denny ist sie der Inbegriff des reizenden sexy Weibes. Es steht für das Begehren der Jugend. Viele wissen gar nicht, dass unsere Interessen von der Jugend geprägt werden. Viele suchen bei der Liebe ein Pedant zu ihrem Vater bzw. Mutter, welches denen ähnelt. Raquel Welch ist für Denny heiß – also will er sie. Es ist unheimlich witzig, dass das was er bekommt – auch aus seiner Jugend ist. Eine heiße Affäre, die jetzt im Alter nicht mehr so aufreizend wirkt wie früher. Das verstört Denny und das ist sehr schön gespielt.

    „verloschene“ Liebe:
    In dem Prozess, welcher Alan führt, tritt als Nebenperson ein Mann auf, der seine Frau getötet hat. Diese hat ihn betrogen und verachtet ihn zutiefst. Der Mann kann die Frau nicht verlassen. Er ist gebunden und findet nicht die Festigkeit sie zu verlassen. Seine erloschene Liebe entfesselt sich in einem Akt der Gewalt.
    Wann sieht man in Boston Legal Rückblenden. Die Geschichte und diese Rückblenden haben das Thema gut gezeigt.

    „brüderliche“ Liebe:
    Obwohl offensichtlich erst mal eine Möglichkeit den Prozess zu gewinnen, wird doch klar, dass dieser kleine schmierige Anwalt seinen Bruder liebt. In dem Teil, wo Alan ihn auffordert „einmal im Leben“ ehrlich zu sein, kommt er unheimlich authentisch rüber. Auch mit Rückblenden bestückt, kann man diesen Mann verstehen.

    „Freundes“ Liebe:
    Es ist ja bekannt, wie eng die Beziehung zwischen Alan und Denny ist. Aber diese tiefe Verbundenheit spürt man bei jeder Szene dieser Beiden. Jeder ist der Flamingo des anderen. Dabei braucht man keine Worte. Die Blicke, die sie sich zuwerfen, zeigt das.
    Unnötig die Schauspielkunst zu erwähnen, die dies erfordert.

    „Geschäftliche“ Liebe:
    Passend zum Thema wird eingeführt, dass viele Unternehmen sich der Gefahr der „romantischen“ Belästigung sehen. Es ist schön, dass auch dieser Teil der „Liebe“ hier erwähnt wird – und gibt Paul mal die seltene Gelegenheit wieder zu glänzen.

    „Allumfassende“ Liebe – Güte.
    Das hört sich jetzt sehr kitschig an. Aber Alan – als Mittler ist für mich die allumfassende Liebe. Er nimmt sich des Falls des helfenden Bruders an, weil er ihn einfach darum bittet. Er zeigt Verständnis dem Mörder gegenüber und ist in der Lage, den Geschworenen die Lage des Bruders zu verstehen. Obwohl man ihn wohl kaum als Freund von Claire oder Clarence bezeichnen kann (sie arbeiten miteinander, aber bis jetzt gab es noch keine „wirklich“ tiefen Szenen) erkennt Alan sofort die Lage und vermittelt. Selbstlos sucht er das Gespräch zwischen Claire und Clarence. Er sieht auch die Schmerzen der Liebe, verhindert aber nicht das Zusammenkommen. Wie James Spader das spielt. Wunderbar. Früher mochte ich den Schauspieler nicht so sehr und obwohl er „technisch“ betrachtet dick und unansehnlich ist – ist er einfach „liebenswert“.

    „Verlorene Liebe“:
    Nur kurz als Detail zu erkennen. Die verlorene Liebe von Alan. Er ist ja Witwer und in dem Gespräch von Alan kommt raus, dass er lange nicht geliebt hat und den Schmerz fürchtet.

    Diese Gespräche sind voller Weisheit und Liebe. Man sind die gut.

    Sicherlich habe ich noch ein oder zwei Details übersehen – aber jetzt nach meiner Analyse erkenne ich, wie detailverliebt und wunderbar dargestellt die einzelnen Aspekte sind.

    Eine hochintelligente Folge!
    BTW – Tut mir leid, dass die Besprechung so lang geworden ist. Ist das Herz voll – redet der Mund.

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