Superman- Die Abenteuer von Lois und Clark


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    Wir gedenken: „Superman – Die Abenteuer von Lois und Clark“
    von Mike Hillenbrand

    Anfang der 90er Jahre kam Kevin Sorbo in ein Studio und sprach für eine Serienrolle vor. Die Idee hinter der Serie gefiel ihm. Es ging um einen erneuten Superman-Aufguss, lange nachdem der leider inzwischen verstorbene Christopher Reeve im Kino bereits den Superman schlechthin kreiert hatte. Anstatt Reeves Interpretation aber neu aufzusetzen, ging diese neue Serie den wohlbekannten Inhalt von einer neuen Seite an: Nicht der Stählerne sollte die Hauptfigur und die tragende Rolle sein, sondern die Frau an seiner Seite.

    „Lois & Clark – The new Adventures of Superman“ lautete der Titel der Serie, in der Kevin Sorbo keine Rolle erhielt. Die schnappte ihm der ehemalige Football-Spieler Dean George Tanaka vor der Nase weg, der aufgrund einer Knieverletzung seinen Traum von Profi-Football bei den „Buffalo Bills“ begraben musste und seitdem in zahlreichen Werbespots und mit kleineren Serienrollen sein Geld verdiente. Weil sein Geburtsname aber irgendwie nicht fernsehgerecht war, nannte er sich dort „Dean Caine“ und er war es, der das Cape umlegen und die roten Strumpfhosen tragen durfte. Dean Caine wurde Superman.

    Er stand an der Seite einer Frau, die gerade im Moment am Zenit ihrer Karriere steht. In der enorm populären Fernsehserie „Desperate Housewives“ verdient Teri Hatcher momentan 285.000 US$ pro Folge, auch wenn sie es im Gegensatz zu ihren deutlich weniger verdienenden Kolleginnen nicht unter die Liste der 100 schönsten Menschen des People Magazine geschafft hat.

    1993 zumindest war Teri Hatcher noch nicht der Superstar, sollte ihrer Rolle der Lois Lane aber genau ein solches Ego verleihen. Sie war die Starreporterin, egozentrisch, eitel, stark, während der Neuling aus Smallville das störende Element war, das ihr Chefredakteur Perry White ungebeten an die Seite gestellt hatte. „Verlieb Dich nicht in mich, Farmboy. Ich habe keine Zeit für so was.“ ruft sie ihrem Partner noch entgegen, bevor sie wenige Minuten später selbst wegschmilzt, als sie von den starken Armen des mysteriösen Superhelden durch ein offenes Fenster in ihre Redaktion geflogen wird. Diese Dreiecksgeschichte war die Basis, auf der die Serie spielen sollte: Clark liebt Lois, Lois liebt Superman.

    Der ausstrahlende Sender ABC war jedoch mit den Quoten des 1. Jahres gar nicht zufrieden. Neben der allgemeinen Unzufriedenheit richtete sich ein Schwerpunkt des Zorns auf den Fakt, dass Konkurrent NBC auf genau dem gleichen Sendeplatz ein ungleiches stärkeres Format platziert hatte: „SeaQuest DSV“ – mit dem absoluten Mädchenschwarm Jonathan Brandis!

    Zwar gaben die Programmverantwortlichen den neuen Abenteuern des Kryptoniers noch eine Chance, beharrten aber auf zahlreiche Änderungen, die sich in der Serie inner- und äußerlich bemerkbar machten. Die äußerlichen waren klar ersichtlich: Um die Serie einem deutlich jüngeren Publikum ebenfalls schmackhaft zu machen, wurde Michael Landes als Jimmy Olsen schlicht gefeuert und gegen einen neuen Schauspieler ausgetauscht, der speziell jenem Jonathan Brandis bei den Teens den Rang ablaufen sollte. Landes war als eindeutig zu „unsexy“ befunden worden und wurde ebenso abserviert wie Tracy Scoggins, der man den Sex in ihrer Rolle als Catherine „Cat“ Grant nun wirklich nicht absprechen konnte. Ihre Rolle fiel einer anderen Änderung zum Opfer: Während Cat in der 1. Rolle ein (ver-)storendes Element in der Beziehung zwischen Lois und Clark darstellte, sollten ab der 2. Staffel keine romantischen Elemente zwischen den beiden Hauptcharakteren mehr im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Anders gesagt: Das Experiment war gescheitert. Von nun an hatte Superman wieder die Strumpfhosen an und die Beziehung zwischen der starken Lois und dem zarten Clark war auf Eis gelegt. Drum brauchte es auch keine Störung in Form der Cat Grant mehr…

    Auch in der 2. Staffel kamen die Quoten der Serie nicht so recht auf Touren. Es war wohl das Glück von „Lois & Clark“, dass parallel dazu NBC am jetzt sinkenden U-Boot „SeaQuest“ festhielt. Deren Quoten befanden sich glücklicherweise im Abwärtssog und sollten sich nie wieder erholen. Die 3. Staffel „SeaQuest“ wurde in den USA nie vollständig ausgestrahlt, während die 3. Staffel „Lois & Clark“ sowohl inhaltlich als auch quotentechnisch zum Steilflug ansetzte. Inhaltlich wurde die Beziehung wieder thematisiert und Sonntag für Sonntag schmachtete Amerikas Öffentlichkeit abendlich der Herz-Schmerz-Beziehung zwischen dem fliegenden Strumpfhosenträger und der Starreporterin, die sich so leicht durch eine Brille täuschen ließ, hinterher. „Lois & Clark“ war ABCs Vorzeigeserie.

    Das Ende kam jedoch bereits ein Jahr danach. Mit neuer Konkurrenz konfrontiert und einigen ideenlosen Folgen zu Beginn der 4. Staffel, stürzte „Lois & Clark“ in der Zuschauergunst drastisch ab. Während sich auf dem Sendeplatz die Reihen von NBC und CBS locker in den Top20 behaupten konnten, sank ABCs Superheldenepos in die Top50-Regionen der Einschaltquotenlisten. ABC reagierte und verschob die Serie zuerst auf den frühen Sonntagabend und dann sogar auf den Samstagabend. Spätestens hier hörten die Fans bereits den Abgesang des Senders auf ihre Lieblingsserie. Durch Spenden finanziert (wobei ABC Gerüchten nach mehr als die Hälfte der Kosten sponsorte), veröffentlichte eine Fangruppe am 11. April 1997 eine ganzseitige Anzeige in der USA-Today, um auf das Schicksal und die Qualität von „Lois & Clark“ hinzuweisen.

    Die Medien zeigten sich beeindruckt, in manchen Berichterstattungen wurde gar vom „Star Trek“-Effekt gesprochen und auf die Fan-Initiative verwiesen, die der originalen Raumschiff Enterprise-Besatzung Ende der 60er Jahre noch eine weitere Staffel ermöglicht hatte. Die Entscheidung um ein weiteres Jahr „Lois & Clark“ zog sich immer weiter hinaus und die Produzenten der Reihe waren so optimistisch, dass sie sogar einen weiteren Season-Cliffhanger produzierten, der am 14. Juni 1997 in den Staaten ausgestrahlt wurde.

    Zu jenem Zeitpunkt wussten die Produzenten bereits seit drei Wochen, dass ihr Optimismus voreilig gewesen war. ABC hatte die Serie ohne einen Kommentar aus dem Programm genommen. Der Kampf der Fans und ihre letztendliche Niederlage gegen die kommerziellen Interessen eines Fernsehsenders blieben jedoch nicht unbeobachtet. Zu sehr hatten die Fans dafür in den Monaten zuvor gestrampelt.

    Die Lois Angeles Times schrieb: „Lois&Clark flogen nicht in den Sonnenuntergang. Sie verloren auch nicht ihre Jobs, weil Terroristen den Daily Planet übernahmen, und sie retten nicht einmal die Welt vor einem Bösewicht. Am Ende der 4. Staffel wurden sie einfach von ABC aus dem Programm geflogen.“

    „Superman – die Abenteuer von Lois & Clark“ haben so nie das Fernsehende erhalten, was die Serie eigentlich verdient hätte. Und deren Fans, vor denen man ohne Hintergedanken den Hut ziehen kann.

    Quelle: Corona Magazine, Ausgabe #191, http://www.corona-magazine.de

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